In unserem Themenspezial zu „O2 Free“, haben wir bereits ausführlich über die Besonderheiten und Vorteile der Tarife berichtet. Doch viel wichtiger für Verbraucher und Interessenten dürfte die Frage sein: Kann man den Werbeaussagen wirklich trauen? Wie viel „unendlich streamen und surfen“ steckt wirklich in O2 Free? Unendlich Holper-Videos mit mieser Qualität und lange Wartezeiten bei Alltagsaufgaben? Oder kann der Provider die Versprechungen doch einlösen? LTE-Anbieter.info hat 2 Wochen lang O2 Free ausführlich für Sie in der Praxis getestet und zeigt ganz genau, was machbar ist und was nicht. Dazu haben wir uns nicht nur alltägliche Apps vorgenommen, sondern besonders populäre Streamingdienste, wie Youtube, Zattoo und natürlich Sky! Denn Neukunden erhalten seit einiger Zeit bei O2-Free, kostengünstig Zugang zu Sky-Ticket.
Das Besondere an O2-Free ist die Reduzierung der Datenübertragungsrate auf rund 1 MBit, statt wie marktüblich rund 32 oder 64 KBit. Nach Erreichen des Inklusivvolumen-Limits, wurde in unserem Test die Verbindung kurz unterbrochen und wechselte schließlich zu 3G. LTE steht nur bis zum Verbrauch des Inklusivvolumens zur Verfügung. Erkennbar ist der Wechsel durch das „H“ Zeichen auf unserem LG G5 Testgerät. Ein Speedtest ergab knapp 1 MBit, so dass eindeutig klar war, dass wir uns in der Limitierung befanden.
Ruckler beim Start? Wichtig ist zudem Folgendes. Beim Start eines neuen Videos ist die Bildqualität immer für einige Sekunden deutlich reduziert. Auch bei voller LTE-Geschwindigkeit. In dieser Phase ermitteln Streamingdienste die mögliche Videodatenrate für den Nutzer. Nach 3-5 Sekunden ist der Vorgang abgeschlossen.
Der IPTV-Provider Zattoo bietet seit Jahren schon kostenlos Fernsehen per Internet. Genauer gesagt, gehört Zattoo schon zu den Pionieren im TV-Streaming-Business. Aktuell stehen in der Gratis-Variante über 70 Sender zur Verfügung, einige davon sogar in HD. Finanziert wird das Ganze mit Werbeeinblendungen. Optional gibt es zudem eine werbefreie Variante mit besserer Bildqualität und dutzenden HD-Sendern. Wir haben per Zattoo App die kostenlose Version getestet.
Streaming im Vergleich: WLAN vs. O2 Free: Im folgenden Clip haben wir noch zwei Handys gegeneinander antreten lassen. Zum Einsatz kam dabei ebenfalls die Zattoo App. Das Huawei oben wurde mit WLAN (20 MBit) befeuert. Das LG G5 unten arbeitete wieder mit 1 MBit in der Drossel ...
Die öffentlich-rechtlichen Kanäle stellen den Löwenanteil ihres TV-Programms kostenlos in den Mediatheken zur Verfügung. Sendungen können dort jederzeit am PC, am Fernseher oder auf mobilen Endgeräten abgerufen werden. Für letztere gibt es von ARD und ZDF auch spezielle Apps. Im Zuge unseres Tests, wollten wir natürlich auch prüfen, in wie weit mit O2 Free das Angebot mobil nutzbar ist.
In der ARD-Mediatheken App stellten wir die Qualität auf „Automatisch“. Dies ist während des Abspielens über das Einstellrädchen rechts oben möglich. Damit erhält man immer das für die verfügbare Datenrate bestmögliche Ergebnis. Subjektiv war die Bildqualität im Vergleich zu LTE zwar deutlich reduziert, aber immer noch überraschend gut.
Auch bei der ZDF-Mediathek zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Das folgende Video zeigt einige Sekunden im Preview- sowie Vollformatmodus. Es folgt ein Screenshot vom Gerät im Vollformat. Alles während der Drossel wohlgemerkt!
Fazit hier: Die Mediatheken von ARD und ZDF funktionierten bei O2-Free in der Drossel durchweg gut. Die Bildqualität ist selbstverständlich nicht vergleichbar mit dem per LTE Max oder WLAN, aber für den Einsatz unterwegs zu Info- und Entertainmentzwecken überraschend hochwertig. Top!
Bei waipu.tv handelt es sich um einen erst 2016 gestarteten TV-Dienst. Der Anbieter verfolgt einen innovativen Ansatz auf IP-TV Basis. Der Nutzer benötigt zum TV-Empfang nur noch sein Smartphone und eine App. Damit lässt sich dann ortsunabhängig fernsehen – und zwar egal, ob zu Hause am Fernseher via WLAN oder unterwegs per Mobilfunk am Smartphone. Für den TV Genuss braucht es aber laut Anbieter wenigstens 6 MBit. Funktioniert das dennoch mit O2 Free bei 1 MBit? Auch dieser Frage sind wir im Test folgend nachgegangen …
Wie auch bei den Mediatheken, läuft Waipu mit O2 Free in der Drossel erstaunlich gut. Die Qualität ist subjektiv gesehen sehr ähnlich, um nicht zu sagen, sogar einen Tick besser. Ohnehin lassen sich mit dem Dienst private Sender nur per WLAN empfangen, was lizenzrechtliche Gründe hat. Die Öffentlich-Rechtlichen liefen während des Tests absolut flüssig bei ansprechender Güte.
Waipu.tv Screenshot direkt vom Handy bei 1 MBit | erstaunlich gute Qualität || Quelle: ZDF Livestream
Fazit zu Waipu: Der mobile IPTV-Dienst waipu konnte mit O2-Free bei 1 MBit in ordentlicher Bildqualität und Bedienungskomfort genutzt werden. Auch hier hat der „unlimited“ Tarif den Praxistest mit Bravour bestanden.
Über Youtube müssen wir an dieser Stelle sicher kaum Worte verlieren. Jeder Internetnutzer dürfte den Dienst kennen. Auf dem Portal finden sich aber Videos in unterschiedlichen Qualitäten – von weit unter SD, über HD, bis hin zu UltraHD und unglaublichen 8K (doppeltes UltraHD), wird sozusagen die gesamte technische Skalierung abgebildet. HD- und UltraHD-Videos sind für 1 MBit selbstverständlich viel zu ressourcenhungrig. Die Frage ist eher, kann man mit der gedrosselten Datenrate, wie in der Werbung versprochen, dennoch Youtubevideos in Standardqualität nutzen?
Beim Aufruf eines eigens hochgeladenen Testvideos (bis Full HD 1920x1080 und 12.000 KBit)
https://youtu.be/X_cxCAQMfTY (siehe folgend), startete Youtube die Wiedergabe am Smartphone automatisch mit der niedrigsten Einstellung bei 144p. Das entspricht einer Auflösung von nur 176x144 Bildpunkten im Vollbildmodus. Oder anders ausgedrückt, rund einem Zehntel von Full-HD.
Bei Save.TV handelt es sich nicht um einen Videostreaming-Dienst im herkömmlichen Sinne. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine Art portabler Onlinevideorekorder. Per PC oder App lassen sich TV-Sendungen aus dem Programm der nächsten 14 Tage aufzeichnen. Dies geschieht nicht beim Kunden, sondern in der Cloud von Save.TV. Kurz ein Beispiel: Per Klick legen Sie im Programmspielplan (EPG) der App für heute Abend, 22 Uhr Kabel Eins, die Aufnahme einer Sendung über Kanada fest. Diese wandert dann ins Archiv des Videorekorders. Von dort lassen sich aufgezeichnete Sendungen entweder runterladen oder direkt ansehen. Praktischer Weise kürzt save.tv übrigens (auf Wunsch) gleich die Werbung raus!
Beim Test der Wiedergabe einer Natursendung, welche bei Servus TV aufgezeichnet wurde, erfolgte zunächst eine kleine Pufferungsphase von ca. 20 Sekunden. Danach startete die Wiedergabe im Mobile-Modus. Die Qualität ist hier unserer Meinung nach etwas schlechter als bei den Mediatheken und Waipu. Genau genommen sind etwas mehr Kompressionsartefakte wahrnehmbar. Ab einer Betrachtungsentfernung von rund 80-100 cm bei 5,2 Zoll, fällt das aber kaum noch ins Gewicht. Auch war die Wiedergabe durchgängig flüssig und unterbrechungsfrei. Die folgenden zwei Bilder (klicken = vergrößern) zeigen zwei Screenshots direkt aus der Sendung.
Hält man die Auflösung, also die Anzahl der Bildpunkte, konstant und vergrößert nur das Display, führt dies unweigerlich zur sichtbaren Qualitätsminderung. Selbst ein HD-Stream sieht auf einem drei Meter großen Fernseher grobpixelig aus. Schließlich muss dieselbe Bildpunktzahl eine größere Fläche füllen. Daher haben wir ergänzend noch die Probe aufs Exempel mit einem Samsung Tab S (10.5 Zoll) gemacht. Das Display ist gut doppelt so groß im Vergleich zum LG G5. Wie erwartet, sieht man etwas mehr Kompressionsartefakte. Ab einer Betrachtungsdistanz von ca. 1 Meter relativiert sich dieser Effekt jedoch bereits. Prinzipiell spricht also auch nichts gegen die Nutzung am Tablet, solange man nicht mit der Nase direkt am Panel klebt. Von der Darstellung an größeren TV-Geräten (z.B. per Chromecast) würden wir jedoch eher abraten.
Für die meisten dürfte auch interessant sein, wie hoch der reguläre Datenverbrauch der Videoportale ist, wenn man in hoher Qualität und per 4G oder WLAN fernsieht. Dazu haben wir alle getesteten Anbieter via LTE je 15 Minuten laufen lassen und den Verbrauch dann auf eine Stunde hochgerechnet. Daraus ließ sich dann leicht der Bedarf je Minute sowie die resultierende Datenrate in KBit/s bestimmen.
Volumen-Verbrauch ohne Drossel mit voller LTE Datenrate (gerundet):
MB/min | MB/h | KBit/s | |
---|---|---|---|
Sky Ticket | 18,3 | 1100 | 2503 |
ARD Mediathek (Qualität hoch) | 21,4 | 1285 | 2924 |
Zattoo ZDF (Qualität hoch) | 38,3 | 2300 | 5234 |
Zattoo ZDF (Qualität niedrig) | 5 | 300 | 683 |
Waipu ZDF (Qualität hoch) | 13,3 | 800 | 1820 |
Auffällig dabei, dass besonders Zattoo im HD-Modus recht stark am Volumenbudget knappert. In der niedrigen Qualitätsstufe ist der Anbieter hingegen ungemein sparsam. Sky rangiert zusammen mit der ARD-Mediathek im Mittelfeld der Liga. Sehr genügsam dagegen arbeitet waipu.tv - trotz guter Qualität!
Natürlich haben wir den Test nicht nur auf das Büro selbst beschränkt. Bei einem Spaziergang wurde ermittelt, ob ein langsamer Standortwechsel gegebenenfalls zu Aussetzern beim Streaming führt. Dabei lief wieder Live-TV von ARD bzw. ZDF. Auch nach 1 Kilometer ließ sich erfreulicher Weise nur ein einziger kleiner Stocker feststellen.
Nun wollten wir es wissen und sattelten daher aufs Auto um. Die Strecke, etwas außerhalb vom Stadtzentrum, führte an mehreren Ampeln und einer ca. 1 km langen Geraden mit 2 kurzen Tunneln entlang. Autos wirken bekanntlich relativ abschirmend gegenüber Mobilfunkstrahlen. Umso erstaunter das Ergebnis der Fahrt: Während der 2 Kilometer bei Stadttempo (ca. 10 Minuten mit Ampeln), war abermals nur ein einzelner kurzer Stocker zu verzeichnen. Das folgende Video zeigt einen kleinen Ausschnitt der Testfahrt.
Es sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass während der Drosselung bei O2 Free das 3G-Netz die Regie übernimmt. Die Mobilfunktechnik der 3. Generation ist allerdings nicht für sonderlich hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Spätestens bei Zugfahren oder auf der Autobahn, geht die Stabilität merklich zurück. Zudem ist im ländlichen Raum bekanntlich die Netzqualität nicht durchgängig so gut, dass die Datenrate ständig konstant um die 1 Mbit liegt und Videostreaming permanent möglich macht. Das sollte man zumindest im Hinterkopf haben. Problematisch sind oft auch grenznahe Regionen, da die Funkabdeckung oft schon einige Kilometer vor der Landesgrenze eingeschränkt ist, was rechtliche Gründe hat. Hier sollten Kunden aufpassen, dass sie nicht ins Roaming rutschen und das Auslandsvolumen von 1 GB versehentlich für Videostreaming verbrauchen ...
Eine Datenrate von rund 1 MBit ist natürlich nicht ganz so schnell, wie mit WLAN oder vollem LTE-Highspeedvolumen, aber immer noch recht flott. Besonders deutlich wird der Vorteil gerade im direkten Vergleich mit der branchenüblichen Drosselungsgeschwindigkeit von 64 Kbit/s (Teils sogar die Hälfte). Die Frage lautet an dieser Stelle also nicht, wie im Fall der Streamingtests, ob eine Anwendung funktioniert, sondern wie schnell und zuverlässig! Im Folgenden teilen wir mit Ihnen unsere gemachten Erfahrungen je nach App und Applikation. Teils mit direktem Videovergleich 1 MBit vs. 64 KBit.
Radio.de: Da O2 Free unendliches Volumen bereithält, liegt auch die Verwendung der beliebten Radio-App nahe. Generell nagt die Nutzung aber nur sehr wenig am Datenbudget. Ein Großteil der Sender wird mit einer Qualität von 128 kbps gestreamt. Pro Stunde sind das rund 60 MB (1 MB / Min.). Während eines 15-minütigen Probelaufs (Radio RSA), gab es keine Aussetzer oder Probleme. Radiofans können also beruhigt nach Herzenslust digitales Radio streamen.
Google Maps: Der Kartendienst des Suchmaschinenriesen (oder ähnliche Dienste), dürfte wohl bei nahezu jedem Smartphone-Besitzer zum Einsatz kommen. Besonders im Auto als Navigationsgerät-Alternative oder zur Orientierung im Urlaub. Das Maps bei 1 MBit funktioniert, steht natürlich außer Frage! Vielmehr interessant ist an dieser Stelle: Wie viel schneller als bei einem herkömmlichen Mobilfunktarif, bei dem das Highspeedvolumen aufgebraucht und die Drossel auf 64 Kbit aktiv ist? Das folgende Video zeigt die enormen Unterschiede. Während jemand mit Free-Tarif keine 10 Sekunden warten muss, verstreicht beim Vergleichstarif eine halbe Ewigkeit für eine Suchanfrage …
Download einer kleinen App: Der nächste Vergleich bezieht sich auf einen App-Download aus dem Google Playstore. Im Free-Tarif ermittelten wir 28 Sekunden für die knapp 3 MB große Demo-App (AdroidTS Compass). Ein anderes Testhandy, welches mit einem auf 64 Kbit gedrosselten O2-Prepaid-Tarif arbeitete, brauchte dafür satte 23 Minuten. Und das direkt neben dem anderen Smartphone liegend und im selben Netz! Damit wird einmal mehr deutlich, wie wenig alltagstauglich derart gedrosselte Tarife heute sind. Besonders wenn man bedenkt, dass viele populäre Apps, a lá Snapchat, nicht selten 30-60 MB beanspruchen.
Skype: Auch für Internettelefonie sind 1 MBit prinzipiell vollkommen ausreichend. Selbst bei Verwendung der besten Codecs, genügt theoretisch weniger als die Hälfte. Weit mehr von Relevanz für VOIP ist die Pingzeit, welche bei 3G generell etwas höher ausfällt. Dennoch konnten wir unseren Gesprächspartner gut ohne störende Zeitverzögerungen verstehen. Selbst Videotelefonie klappte mit akzeptabler Qualität. Das nachfolgende Bild zeigt einen Screenshot direkt vom Handy. Der Gesprächspartner filmte testweise eine Häuserzeile in der Umgebung. VOIP ist somit ebenfalls kein Problem!
Whatsapp: Normale Chats und Nachrichten funktionieren natürlich in Whatsapp auch bei sehr geringen Datenraten (selbst bei 64 Kbit) problemlos. Doch wie steht es um den Versand von Fotos und Bildern? Hier müsste man mit normalen, gedrosselten Tarifen teils Stunden einplanen, wenn nicht vorher ein Abbruch durch Timeout erfolgt. Exemplarisch haben wir ein 2 Megabyte (MB) großes Bild bei 1 MBit verschickt. Zwei MB, damit jeder die Sendezeit für seine Bilder, abhängig von der Größe, bequem hochrechnen kann.
Der Versand benötigte ca. 6 Sekunden. Ein durchschnittliches Handyfoto belegt heute um die 6-10 MB. Daher sind pro Bild in der Praxis 20-30 Sekunden einzuplanen, was absolut praktikabel erscheint.
Zu guter Letzt laufen gängige Alltags-Apps deutlich flotter als in der konventionellen Gängel-Drossel. Sorge wegen des aufgebrauchten Datenvolumens, sind damit nahezu passe. Solange in Deutschland völlig unlimitierte LTE-Verträge noch kein Thema (oder unbezahlbar) sind, bieten die O2 Free Tarife einen idealen Mittelweg. Und das schon ab 19.99 € monatlich!