E-Plus hat sehr wohl einen Plan
RG107. Hallo, der Transparenz wegen vorweg: Ich bin als freier Mitarbeiter für BASE/E-Plus im Internet unterwegs, um zum Thema Datennetz Infos zu liefern und Fragen zu beantworten.
Sorry Leute, aber ich muss hier einigen widersprechen, die E-Plus bei LTE Planlosigkeit vorwerfen. Klar, bei den für LTE vorgesehenen 800er-Frequenzen hat E-Plus nichts ersteigert. Aber wie wingate schon geschrieben hat, hat das prinzipiell nichts mit dem LTE-Ausbau zu tun.
Die Strategie von E-Plus ist ganz einfach: Auf LTE vorbereitet sein und einsteigen, wenn sich das Geschäft lohnt. Haben sie schon bei HSPA gemacht und sind dabei wirtschaftlich glänzend gefahren, wie die letzten Bilanzen belegen. Der seit Monaten laufende Ausbau des bestehenden Netzes erfordert viel weniger Investment als bei den anderen Carriern vor Jahren; denn inzwischen sind die Preise für das Equipment um rund 80 Prozent gefallen. Mit HSPA+ kann E-Plus den mobilen Surfern schon recht bald hohe Geschwindigkeiten bieten (bis 21,6 MBit/s), während LTE noch auf sich warten lässt. Zumal LTE-fähige Endgeräte in absehbarer Zeit nicht zu vernünftigen Preisen verfügbar sein werden. HSPA+ können aber die allermeisten Smartphones und Sticks, die jetzt auf dem Markt sind.
Die neuen Stationen sind für LTE vorbereitet, können per Software umgeschaltet werden, wenn der Bedarf da ist. E-Plus will mit den anderen 3 Mobilfunkanbietern darüber reden – und die haben schon Gesprächsbereitschaft signalisiert – Frequenzen aus dem für LTE vorgesehenen Bereich zu mieten.
Zudem hat E-Plus vor ein paar Tagen bei der Netzagentur folgendes beantragt (ich zitiere aus einem Schreiben von E-Plus): „Auf Antrag der E-Plus Gruppe prüft die Bundesnetzagentur (BNetzA) derzeit, ob und wie die E-Plus Gruppe ihre Frequenzen bei 900 MHz auch für schnelles Internet nutzen darf. Bislang ist dieses Spektrum in Deutschland der mobilen GSM-Telefonie vorbehalten. Eine EU-Vorgabe sieht jedoch vor, dass das 900 MHz-Band auch für mobile Breitbanddienste genutzt werden soll, und dass die nationalen Regulierungsbehörden bei der Flexibilisierung dieses Frequenzbands sicher stellen sollen, dass die nationalen Mobilfunknetzbetreiber chancengleich von der Öffnung dieses Frequenzbands profitieren können.“ Damit könnten schneller größere „weiße Flecken“ auf der Mobilfunk-Landkarte getilgt werden.
Und noch etwas zu LTE und dem Grund, warum E-Plus hier vorsichtiger investiert: Nicht alle sind davon überzeugt, dass ein LTE-Ausbau zum jetzigen Zeitpunkt wirtschaftlich sinnvoll ist (obwohl es natürlich die Endgeräte-Hersteller schon entzücken würde: money, money. money durch den Umstieg der mobilen Surfer). Eine gerade erschienene Studie warnt vor den finanziellen Gefahren, die der LTE-Ausbau mit sich bringt:
Overstated mobile data growth reduces need for LTE - study
Published: Monday 8 November 2010 | 15:12CET, Telecompaper
“…….
The short-term danger they face is that they will not be able to hold on to that price premium. The longer-term danger, though, is over-investment in LTE before the demand is there.”
http://www.telecompaper.com/news/overstated-mobile-data-growth-reduces-need-for-lte-study
Außerdem kann es für die Verbraucher ein böses Erwachen bei LTE geben. Vodafone hat in England z.B. schon angekündigt, mehr Geld für schnelles Surfen zu verlangen – und damit eine Zwei-Klassengesellschaft einzuführen. Ordentliche Datenraten nur für die, die es sich leisten wollen/können.
E-Plus sagt also nicht „nein“ zu LTE, verfolgt aber den klaren Plan, erst einzusteigen, wenn tatsächlich der Bedarf da ist.
Rainer
BASE-Netzbotschafter
Base-netzbotschafter.de